Vol. 8 – ACHTUNG: Feel Good Washing

„Alle sind mittlerweile überlastet. Aber ein Glück gibt´s ja unseren Obstkorb“ 🍇 🍏 🍊

„Wertschätzung ist bei uns voll wichtig. Wir haben dafür extra einen Feel Good Manager eingestellt.“ 👩‍💼 ❤️

„Puh, die neuen Ziele könnten für die Führungskräfte echt ´ne Hausnummer sein. Lass´ mal zwischen Verkündung und der Jahresplanung zwei Stündchen „Resilienz“ einbauen. Dann haben sie da noch was an der Hand.“ 🧘‍♂️

Diese – zugegebenermaßen etwas zugespitzten – Beispiele zeigen ein Phänomen auf, welches uns welches uns in Organisationen immer häufiger begegnet. Wir nennen es „Feel Good Washing“. Analog zum Green Washing verstehen wir darunter die Pseudo-Bemühungen, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern, ohne sich wirklich dafür engagieren zu wollen. Ziel ist häufig gerade nicht das menschliche Wohlbefinden, sondern die zusätzliche Leistungssteigerung im Sinne des Unternehmenserfolgs. Das heißt, der eigentlich sinnvolle Ansatz des Feel Good Managements im Sinne einer Fürsorge für körperliche und mentale Gesundheit wird mancherorts zur Leistungs- und Profitoptimierung ausgenutzt oder nicht ernsthaft verfolgt.

Schauen wir uns das etwas genauer für die genannten Beispiele an:

Der in vielen Stellenanzeigen immer noch angepriesene Obstkorb (ersatzweise auch kostenlose Getränke, Barristakaffee oder Tischkicker) ist nicht selten die Materialisierung der nicht wahrgenommenen Fürsorgepflicht. Punktuell steht da Obst, denn das ist gesund, bunt und macht gute Laune. Strukturell ändert sich dadurch aber gar nichts. Es adressiert die wirklichen Probleme der Menschen/Mitarbeitenden nicht – auch nicht, sorry liebes Obst, die gesundheitlichen.

„Der Feel Good Manager ist dafür verantwortlich, dass sich die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit wertgeschätzt, unterstützt und motiviert fühlen“, schrieb die Online-Plattform Best of HR – Berufebilder,de​® (Link: siehe erster Kommentar). Bei diesem Verständnis der Rolle der Feel Good Managerin werden zentrale Führungsverantwortung und -aufgaben auf eine dritte Person „outgesourct“. Welche Chance hat diese Person eine tolle Atmosphäre zu schaffen, wenn systemisch verursachte Stress und Spannungen in der Organisation immer größer werden?  

Bei dem dritten genannten Beispiel handelt es sich um ein Unternehmen mit klarer Zielausrichtung auf Leistung und Effizienz. Das Resilienztraining dient in diesem Fall der Optimierung des Individuums, damit dieses mit dem systemisch verursachten Stress in der Organisation fertig werden kann. Es soll auf geradezu zynische Weise die aufrichtige Fürsorge für die beteiligten Menschen ersetzen.

Kennt ihr das Phänomen Feel Good Washing? Und: Was sind Dinge, die wirklich das Wohlbefinden der Mitarbeitenden in einer Organisation fördern? Was tut ihr, um ein „Feel Bad“ der Mitarbeitenden zu vermeiden?

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